Unsere Filme im Mai - Nachbarschaft
Dark Society
02.05.

Bill Whitney gehört dank seiner reichen Eltern der High Society von Beverly Hills an und befindet sich auf dem Höhepunkt seines noch jungen Lebens: Er ist beliebt, steht kurz vor der Wahl zum Schulpräsidenten und hat eine schöne Freundin. Doch allmählich bemerkt er, dass sich seine Familie und Freund_innen zu verändern beginnen und er zuerst den Anschluss und dann auch langsam den Verstand verliert
Er sieht zunehmend seltsame Dinge und als ihm dann ein seltsames Tonband in die Hände fällt, dessen Besitzer auf brutale Weise ums Leben gekommen ist, hegt er den immer stärker werdenden Verdacht, dass etwas Unheimliches in seiner Umgebung vor sich geht. Bill versucht gemeinsam mit seinem besten und letzten Freund Milo der Sache auf den Grund zu gehen und ergründet die schaurige Wahrheit…

Das zweite Regiewerk von Brian Yuzna („Bride of Re-amimator“) feierte 1989 in Cannes seine Premiere, wurde aber erst drei Jahre später in den USA veröffentlicht. Mittlerweile ist der Body-Horror-Film zu einem kleinen Kultfilm mutiert – auch dank der grandiosen Arbeit des Special Effect-Teams, angeleitet vom legendären Joji Tani aka Screaming Mad George.
Besonders die zweite Hälfte des Films fährt schweres SFX-Geschütz auf – als Inspirationsquelle des Finales diente Salvador Dalís „Der Große Masturbator“ und eine Sequenz stammt sogar direkt aus Yuznas Albträumen. Ein unvergesslicher Augenschmaus für alle Genre-Liebhaber_innen! 

(Textverantwortlich: LV)

Dark Society Still
Girl Power
09.05.

In Kooperation mit der Bielefelder Urbanart-Künstlerin Marla – Auftakt zum von ihr mitorganisierten Rochdale Festival- Electronic Music & StreetArt, das am 10.05.2025 stattfinden wird.

„Girl Power“ ist ein Dokumentarfilm über Frauen* in der von Männern dominierten Graffitti-Szene. Um den Film zu drehen, reiste die aus Prag stammende Graffiti-Writerin Sany in fünfzehn Metropolen, motiviert, andere Frauen* aus der Graffiti- Community zu treffen und ihre Geschichten zu erzählen.

Herausgekommen ist ein Film voller „Girl Power“, welcher persönliche Einblicke in eine subkulturelle Kunstform gewährt. Die Doku stellt dar, wie sich die Protagonist_innen emanzipieren mussten, um ihrer kreativen Leidenschaft nachgehen zu können. Die Regisseurin selbst scheute keine Kosten und Mühen, mit ihrer Kamera über sieben Jahre lang diesen ersten Film über Female*- Graffiti-Artists zu realisieren.

Vor dem Film wird es eine Einführung von Luise von Streetart Bielefeld & Marla geben!

(Textverantwortlich: Karo & KE)

Girl Power Still
Drive
16.05.

Der namenlose „Driver“, ein unauffälliger Typ, ist tagsüber Automechaniker mit Gigs als Stuntman und setzt nach Feierabend hin und wieder seine Fahrkünste ein, um sein Gehalt bei Raubüberfällen als Fluchtfahrer aufzubessern. Eines Tages ziehen ins Appartement nebenan Irene und ihr kleiner Sohn Benicio ein. Schicksal, denn der Driver verliebt sich. Doch Irene ist verheiratet, ihr Mann wird bald darauf aus dem Gefängnis entlassen und dann von Gangstern erpresst. Klar, dass man sich unter Nachbar_innen hilft.

„Drive“ ist ein slow cooking Thriller, der periodisch rasant an Tempo gewinnt und manch überraschende Biegung nimmt. Als Neo-Noir priorisiert er Stil vor Story; Musik und Farbpalette sind eine Hommage an die 1980er. Rüdiger Suchsland (Artechock) preist „Drive“ als „Kino um seiner selbst willen, um des unmittelbaren Begehrens, das man als Zuschauer empfindet, der Lust am Bild und am Ton und an deren Schönheit“ und schwärmt: „Dies ist kein Kino der vermeintlich bedeutungsvollen Stille, des pseudo-spirituellen Schweigens, der gravitätischen langen Einstellungen und Kamerafahrten, des sozial-realistischen, exakt-korrekten Wiedergabe unserer Welt (…); dies ist auch kein Kino des Pädagogischen, der wichtigen, politisch engagierten Themen oder gesellschaftlich ‚relevanten‘ Fragen. Die Story ist hier Nebensache, die Schauspieler agieren minimalistisch zurückgenommen, drängen sich nie vor die Bilder.“ Erwähnt sei das tolle Line-Up trotzdem: Bryan Cranston und Christina Hendricks sind dabei, sowie Albert Brooks und Oscar Isaac als Kosher Nostra-Mafioso und Kleinkrimineller, respektive. Und dann ist da die Chemie zwischen Gosling und Mulligan. Neben weiteren Auszeichnungen holte Winding Refns Hollywood-Debüt die Regie-Palme in Cannes

(Textverantwortlich: AR) ⛐⛍

Drive Still
Fish Tank
23.05.

In einer heruntergekommenen Wohnhausanlage, irgendwo in Essex, kämpft sich die 15-jährige Einzelgängerin Mia (Katie Jarvis) mit viel Wut und Widerstand durch ihren Alltag. Schule ist für sie Nebensache, stattdessen streift sie durch verlassene Bauruinen, hört Hip-Hop, trinkt Alkohol, und träumt davon, Tänzerin zu werden. Doch die Realität holt sie immer wieder ein. Zu Hause gibt es viel Streit mit ihrer alleinerziehenden jungen Mutter und der jüngeren Schwester. Niemand scheint sie wirklich zu verstehen. Als plötzlich Connor (Michael Fassbender), der neue Freund ihrer Mutter, auftaucht, verändert sich etwas. Er hat Humor, ist cool, charmant und aufmerksam, vor allem aber nimmt er sie ernst. Mia nähert sich ihm an, entwickelt auch nach und nach romantische Gefühle für ihn, die schon bald ungeahnte Folgen haben werden…

„Fish Tank“ ist ein zutiefst realistisches und zugleich poetisches Coming-of-Age-Drama der britischen Regisseurin Andrea Arnold, das mit dokumentarischer Nähe und emotionaler Wucht überzeugt. Mit der jungen Katie Jarvis, die für ihre Rolle ohne vorherige Schauspielerfahrung entdeckt wurde, gelingt Arnold ein außergewöhnlich intensives Porträt einer Jugendlichen. Sie konzentriert sich ganz auf den Wahrnehmungshorizont ihrer jungen Protagonistin und macht Mias steinigen Weg in die Welt der Erwachsenen zu einem sehenswerten Stück britischen Realitätskinos. Die Kamera bleibt dabei hautnah an Mia, gedreht im engen 4:3-Format. Diese tief beeindruckende visuelle Poesie ist u.a. auch in Arnolds letztem Film „Bird“ zu finden.

„Fish Tank“ wurde bei den Filmfestspielen von Cannes, sowie den British Independent Film Awards 2009 ausgezeichnet. 2016 belegte „Fish Tank“ bei einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 65. Platz. Eine weitere BBC-Umfrage unter 368 Filmexpert_innen aus 84 Ländern wählte ihn 2018 auf Platz 9 der besten Filme aller Zeiten, bei denen eine Frau Regie geführt hat.

(Textverantwortlich: KE)

Fish Tank Still
Von Bienen und Blumen
30.05.

Raus aus der übervollen Stadt und endlich auf dem Land sein Glück finden. (…) Ganz bei sich, im Flow der heilenden Natur und mit Frühstückseiern von eigenen glücklichen Hühnern auf dem Tisch, endlich das richtige Leben leben, und nicht mehr nur so tun als ob. Aber wie ist es denn nun eigentlich richtig, das, wie soll man es nennen, vielleicht ‚postkapitalistische‘ Leben? Vielleicht sollte man doch erst nochmal googeln, aber nur kurz.“ Presseheft

Die aus Berlin zugezogene Kleinfamilie, Lola, Philipp und zwei Söhne, ist dem Projektmenschentum der Kreativbranche in die Uckermark entflohen. Dort beginnen die Eltern mit wenig Expertise, aber umso mehr Begeisterung und Gestaltungswillen, ein verfallenes Anwesen instand zu setzen und werden von einem Kreis gleichgesinnter Großstadtpflänzchen tatkräftig unterstützt. Der Argwohn der Dorfgemeinschaft ist schnell verflogen; man begegnet den Reingeschmeckten mit Hilfsbereitschaft und Pragmatismus. Hier stiftet die Rekultivierung eines riesigen Gartens die entscheidende Basis, und das allzu Menschliche des dörflichen Miteinanders, dem nichts entgeht, trägt ein Übriges zur Nivellierung der Differenzen bei. So liegt es auch auf der Hand, dass bei der sich dramatisch zuspitzenden ménage à trois zwischen Lola, Philipp und Bernd, der als Lolas Lover irgendwann dazugekommenen ist, alle, wirklich alle, von der Daily Soap-Expertin bis zur Hobby-Imkerin, ein bisschen mittherapieren wollen.

Lola Randls dokumentarische Auslotung ihrer persönlichen feministisch-postkapitalistischen Utopie ist sozialwissenschaftlich fundiert und findet vor romantischer Landschaft statt. Sie kann Anlass zu augenrollender Selbsterkenntnis und voyeuristischem Vergnügen bieten.

(Textverantwortlich: AR) ❀🐝₊˚⊹。.

Von Bienen und Blumen Still
Unsere Filme im Juni - Ins Ungewisse
Dune – Der Wüstenplanet
13.06.

„Dune“ ist eine Adaption des gleichnamigen Science-Fiction-Romans von Frank Herbert. David Lynch, der zuvor mit surrealen und atmosphärisch dichten Filmen wie „Eraserhead“ und „The Elephant Man“ Aufmerksamkeit erregt hatte, wurde vom Produzenten Dino De Laurentiis engagiert, um Herberts komplexes Epos auf die Leinwand zu bringen. 2021 und 2024 erschienen die Neuverfilmungen von Denis Villeneuve „Dune“ und „Dune 2“.

Die Geschichte folgt Paul Atreides (Kyle MacLachlan), einem jungen Adeligen, dessen Familie den Wüstenplaneten Arrakis übernehmen soll – die einzige Quelle der begehrten Substanz „Spice“. Nach Verrat und politischer Intrige findet Paul Zuflucht bei den Fremen, einem einheimischen Wüstenvolk, und entwickelt sich dort zum prophezeiten Messias…

Lynch inszenierte die Welt von „Dune“ in einem düsteren, barocken Stil. Die Sets und Kostüme wirken opulent, die Atmosphäre oft klaustrophobisch und fremdartig. Typisch lynchsche Elemente wie Traumsequenzen, Voice-Over-Monologe und symbolhafte Bilder durchziehen den Film.
Den fulminanten Soundtrack hat die Band Toto komponiert, mit außerdem einem Beitrag von Brian Eno. Sting (The Police) erscheint in der Rolle des Feyd-Rautha Harkonnen.
Kyle MacLachlan gab in „Dune“ sein Spielfilm-Debut und besetzte im darauffolgenden „Blue Velvet“ die Hauptrolle des Jeffrey Beaumont. In der Kult-Serie „Twin Peaks“ (plus Prequel-Spielfilm „Twin Peaks – Fire walk with me“) von David Lynch & Mark Frost besetzte MacLachlan in allen 3 Staffeln die Rolle des legendären Agent Dale Cooper.

Ein wichtiger Teil zu „Dune“ ist auch, dass sich Lynch beim Drehen, stärker als bei seinen vorherigen Werken, dem Druck großer Studios und einer mainstreamtauglichen Narration beugen musste. Er sagte dazu in einem Interview mit Max Evry für dessen Buch „A Masterpiece in Disarray: David Lynch’s Dune. An Oral History“ (2023): „Für mich persönlich ist „Dune“ ein Misserfolg. Der Grund – und ich habe das tausendmal gesagt – ist, dass ich keinen finalen Schnitt hatte. Ich hatte keine kreative Freiheit.“ U.a. wurde seine 3 1/2-stündige Originalversion nicht akzeptiert und vom Produzenten auf vorgegebene 2 Std. und 17 Min. zusammengeschnitten. Angesichts des Umfangs der Vorlage und Lynchs ursprünglichem künstlerischem Konzept ein drastischer Einschnitt. Lynch distanzierte sich später öffentlich von dem Film, ein zwischendurch angedachter Director’s Cut wurde leider nie realisiert. In den letzten Jahren hatte Lynch Frieden mit „Dune“ geschlossen „Ich möchte heute sagen, dass ich so viel Glück hatte, mit der großartigsten Gruppe von Schauspielern und der großartigsten Crew zu arbeiten! (…) Das gilt sogar für Dino De Laurentiis. Ich liebe Dino. Und ich habe mich großartig mit ihm verstanden. Es ist nur so, dass er und ich offensichtlich nicht gleich dachten.
„Dune“ hat über die Jahre völlig zu Recht Kultstatus erlangt, da das bildgewaltige Epos, trotz der Widrigkeiten, Lynchs einzigartige Filmkunst zeigt.

// Wir freuen uns sehr, „Dune“ auf 35mm (CinemaScope) zeigen zu können! Und dass wir mit dieser Vorführung nach „Blue Velvet“, unsere Hommage anlässlich Lynchs Tod im Januar 2025, alle Spielfilme von ihm auf unserer Leinwand gezeigt zu haben. Es gibt bestimmt auch wieder das ein oder andere lynchieske Accessoire im Foyer zu entdecken! //

(Textverantwortlich: KE)

Dune – Der Wüstenplanet Still