Unsere Filme im Dezember - Gelb
Sans Soleil – Unsichtbare Sonne
08.12.

Nur äußerlich einem Dokumentarfilm gleichend, beginnt der Film mit dem Schnappschuss dreier Kinder auf Island im Jahr 1965. Den überwiegenden Teil bilden nach Art eines Reiseberichts montierte Aufnahmen aus Afrika und Japan, ergänzt durch Standbilder aus Alfred Hitchcocks Filmmeisterwerk Vertigo (USA 1958), dessen Drehorte der reisende Kameramann aufsucht und mit seinem Film verknüpft. Die assoziative Zusammenstellung kombiniert Menschen, Gebäude und Verkehrsmittel an unterschiedlichsten Orten der Welt. Ihr Sinn erschließt sich höchstens bruchstückhaft aus dem Gedankenstrom des Erzählers. Insbesondere in der japanischen Hauptstadt Tokio verliert sich die Bildbetrachtung in einem Strudel unlesbarer Zeichen, ist die Kamera fasziniert vom Nebeneinander alter religiöser Rituale und neuer digitaler Massenmedien.

Was gewiss ist: Mensch wird den Film beim ersten Sehen und Hören nicht verstehen. Diesen Befund teilen praktisch alle Rezensent_innen. Ein paar Beispiele aus der deutschen Presse zwischen Herbst 1983 und Frühjahr 1984 mögen das verdeutlichen: „Unmöglich, in der lyrisch-philosophisch durchwogten Gedankenfülle, worin die Blumen der Weissagung wie die harschen Disteln der Statistik blühen, gleich ganzen Überblick zu erlangen.“ (Stuttgarter Zeitung) – „Man muss den Film zweifellos mehrmals sehen, um diese komplexe Konstruktion und den artistischen Witz, der darin steckt, zu erfassen.“ (Tagesspiegel) – „Bilder und Worte spielen mit dem Zuschauer Hase und Igel – und während man atemlos zuschaut, tröstet man sich über die eigene Wehrlosigkeit hinweg mit einem Wort von Adorno: ‚Der Wert eines Gedankens misst sich an seiner Distanz zu der Kontinuität des Bekannten.‘ Nach zehn Minuten hat Chris Marker, dieser originelle Außenseiter, gewonnen: Er hat aus der Banalität der Welt die ersten strahlenden Funken einer Welterklärung geschlagen.“ (Süddeutsche Zeitung)

Die raffinierte Annäherung an den Prozess des Verstehens und des Erinnerns als kinematographischen Essay – Chris Markers „Sans Soleil“ gilt bis heute als innovatives Beispiel dieser Gattung.

(Textverantwortlicher: JU // Textquelle: bpb – Bundeszentrale für politische Bildung)

Sans Soleil – Unsichtbare Sonne Still
Yellow Submarine
15.12.

Die Beatles, längst zur Ikone gewordene Pop-Band der 1960er-Jahre, retten bei ihrer Fahrt im gelben Unterseeboot das farbenprächtige Pepperland vor den Mächten des Unmenschlichen und Amusischen und befreien mit der Kraft ihrer Songs ein verwunschenes Hippie-Paradies. Stilbildender Zeichentrickfilm als Ausdruck eines Lebensgefühls, wobei sich Popkultur und künstlerische Avantgarde kongenial beeinflussen.

Der subversive und häufig absurde Humor der Songs sowie deren geglückte Umsetzung in Bilder unterschied sich sehr stark von damals üblichen Zeichentrick-Filmen à la Walt Disney. Deshalb sprach der Film sowohl ein Kinder- als auch ein Erwachsenenpublikum an. Er gilt heute allgemein nicht nur als der beste Film der Beatles, sondern als eines der interessantesten Filmkunstwerke dieser Zeit überhaupt.

Die Beatles synchronisierten ihre Trickfiguren nicht selbst, sondern hatten Sprach-Doubles. Nur ganz am Ende des Films gibt es einen Realfilmteil, in dem sie eine kurze Szene selbst spielen.

Die Lieder, die die Beatles neu für den Film zur Verfügung stellten, waren „All Together Now“, „Hey Bulldog“, „Only a Northern Song“ und „It’s All Too Much“. Ansonsten griffen die Produzenten auf bereits vorhandenes Material zurück. Für die instrumentalen Musikstücke war George Martin verantwortlich, der mit einem Orchester die Stücke „Pepperland“, „Sea of Time“, „Sea of Holes“, „Sea of Monsters“, „March of the Blue Meanies“, „Pepperland Laid Waste“ und „Yellow Submarine“ in Pepperland einspielte. Mit Ausnahme des letztgenannten Stücks, das eine instrumentale Orchesterversion des Lieds „Yellow Submarine“ ist, stammen alle Kompositionen von George Martin.

(Textverantwortliche: KE // Textquellen: Filmdienst, wikipedia)

Yellow Submarine Still
Kill Bill – Volume 1 & Volume 2
22.12.

„Die Braut“, Codename „Black Mamba“ (Uma Thurman), ist professionelle Killerin und Mitglied des Killerkommandos „Tödliche Viper“. Bill ist Kopf der Gruppe und ihr Geliebter. Als sie schwanger wird, hält sie dies geheim und will zum Wohle des Kindes aussteigen. Letztendlich muss sie dafür ihren eigenen Tod inszenieren und taucht unter. Als Bill einige Monate später herausfindet, dass sie lebt und heiraten will, beauftragt er O-Ren Ishii („Cottonmouth“), Vernita Green („Copperhead“), Elle Driver („California Mountain Snake“) und Budd („Sidewinder“), die „Black Mamba“ zu töten. Der Braut jagt Bill selbst eine Kugel in den Kopf. Doch sie überlebt. Als sie nach vier Jahren unerwartet aus dem Koma wieder aufwacht, ist auch ihr Kampfgeist direkt erwacht und sie beschließt grausame Rache. Sie erstellt eine Todesliste, eine Kill Bill: die „Death List Five“, die Todesliste der Fünf…

„Kill Bill Vol. 1” ist ein furioser Stilmix aus Tarantinos Lieblingsgenres. Eastern, Spaghetti-Western, Martial-Arts, Samurai-Movie, Blaxpoitation: „Kill Bill” ist alles in einem. (…) im Kern auf Hauptdarstellerin und Tarantinos Lieblingsschauspielerin Uma Thurman zugeschnitten. Sie gibt den gnadenlosen Racheengel in physischer Hochform. Hier gibt es keine digitalen Tricks und Spielereien. Unterhaltung in Reinform, mit offenen Karten präsentiert. Neben Thurman geben sich die Gaststars quasi die Klinke in die Hand. Besonders Lucy Liu begeistert dabei. Als Hauptkontrahentin von Thurmans Braut kann sie eine enorme Präsenz und Aura vorweisen. Zu den zahllosen Anspielungen und Zitaten quer durch die moderne Filmgeschichte passt die Tatsache, dass Stars wie Sonny Chiba (als Schwertikone Hattori Hanzo) und David Carradine (ist als Bill in Teil 1 nur schemenhaft zu erkennen) Gastauftritte haben.“ Carsten Baumgardt


Vielfach gewünscht, auch von uns, deswegen haben wir uns noch einmal reingehängt: Ihr könnt im Anschluss an Volume 1 Volume 2 schauen, und switched damit von 35mm (Volume 1) auf Blu-Ray-Screening. Vorführungsbeginn ca. 22:30 Uhr.

Kill Bill – Volume 2
OT: Kill Bill: Volume 2
USA 2004 // 131 Min. / Blu-Ray / OmU

Wir wollen nicht spoilern, aber so viel darf verraten werden: Die Braut muss ihre Liste weiter abarbeiten – das Finale verspricht furios zu werden…

(Textverantwortliche: KE)

Kill Bill – Volume 1 & Volume 2 Still
Taxi Driver
29.12.

You talking to me? You talking to me? Then who the hell else are you talking to – you talking to me? Well, I’m the only one here.

Travis Bickle (Robert De Niro) kann nicht schlafen. Also entscheidet er sich Taxi zu fahren. Nacht für Nacht sehen wir Travis, wie er in seinem Taxi, einem U-Boot gleich, durch die Straßen New Yorks gleitet und Passagiere aufsammelt. Dabei ist er, wie er selbst in seinen Tagebuchaufzeichnungen schreibt, „Gottes einsamster Mensch“. Kontaktversuche mit Frauen misslingen. Gleichzeitig fährt er jede Nacht den „Abschaum“ seiner Stadt. Prostituierte, Zuhälter, Drogendealer, Spießer. Einem Gast gegenüber äußert er: „Someday a rain will come and wash all the scum off the streets„. Dann lernt Travis die zwölfjährige Prostituierte Iris (Jodie Foster) kennen, als sie in sein Taxi steigen möchte und gleich wieder von ihrem Zuhälter rausgezogen wird. Travis verabredet sich mit ihr und gleichzeitig fängt er an, in dieser für ihn feindlichen Umgebung seinen Körper zu „reorganisieren“. Training, Abhärtung und der Umgang mit Waffen stehen jetzt an der Tagesordnung. Gleichzeitig hören wir Travis` Tagebucheintragungen aus dem Off, der uns seine im Wandel befindliche Weltsicht darstellt. Alles läuft auf einen Tag X hinaus.

Dieser Film ist ein Meilenstein. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Paul Schrader, gerade haben wir seinen Langfilm „Mishima“ gezeigt, hat das Drehbuch erarbeitet. Bernhard Herrmann hat den Score geschrieben. Er verleiht diesem Film ein unverwechselbares musikalisches Gesicht. Niemand gebrauchte das Orchester wie er. Mal klassisch und konservativ, mal virtuos und modern. Herrmann schrieb nicht nur die Musik zu „Taxi Driver“, sondern auch zu dem kürzlich gezeigten Hitchcock Klassiker „Psycho“. Das legendäre musikalische Motiv des Mörders wird in „Taxi Driver“ wiederholt. Herrmann verstarb einen Tag nach Ende der Aufnahmen, weshalb ihm der Film gewidmet wurde. Kameramann Michael Chapman hat sich ebenfalls vor Hitchcock verbeugt, indem er legendäre Kamerafahrten nachinszeniert hat. Und dann noch der Cast. De Niro, Jodie Foster, Cybill Shepherd, Harvey Keitel.

Ein höchst merkwürdiger, beunruhigender, bedenklicher und faszinierender Film; synkretistisch, schillernd, ein lauerndes Reptil, chamäleonhaft seine Farben wechselnd, ins Mythische gesteigert, voll widersprüchlichster Einflüsse, Tendenzen und metaphysischer Ansprüche: komisch, nervös, hysterisch.“ Frankfurter Rundschau

(Textverantwortlicher: JU)

Taxi Driver Still
Unsere Filme im Januar - Sterne
Velvet Goldmine
05.01.

Weitere Infos folgen bald!

Velvet Goldmine Still
Rote Sonne (+ Vorfilm: Stars)
12.01.

Als Vorfilm zeigen wir „Stars“, Regie: Jürgen Böttcher (DDR 1963, 35 mm, 20 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm)

Weitere Infos folgen bald

Rote Sonne (+ Vorfilm: Stars) Still
Die Abenteuer des Prinzen Achmed
19.01.

Weitere Infos folgen bald!

Die Abenteuer des Prinzen Achmed Still
Sterne
26.01.

Griechische Juden haben 1943 auf ihrer Deportation ins Todeslager Auschwitz einen dreitägigen Aufenthalt in einer kleinen bulgarischen Stadt. Hier begegnet der Wehrmachts-Unteroffizier Walter der Jüdin Ruth. Sie bittet ihn um Hilfe für eine gebärende Mitgefangene. Er hilft so gut er kann, verliebt sich in Ruth und sie sich in ihn. Durch diese Liebe beginnt sich der ehemalige Kunststudent, der als Soldat seine Pflicht erfüllen wollte, zu wandeln. Er gerät in Konflikt mit seinem Vorgesetzten und Freund Kurt, einem überheblichen und brutalen Landser. Zunächst lehnt Walter es ab, den im Wehrmachtsstützpunkt arbeitenden bulgarischen Widerstandskämpfer_innen zu helfen. Sein humanistisches Engagement will er auf die Rettung Ruths begrenzen. Doch er kann ihren Transport nach Auschwitz nicht verhindern.

(Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)

„Sterne“ war der erste Nachkriegsfilm, der den Holocaust und das System der Vernichtungslager thematisiert. Der Film wurde mit dem Sonderpreis in Cannes ausgezeichnet.

Dass sich die DEFA zu einem so frühen Zeitpunkt im Nachkriegsdeutschland auf dieses tabuisierte Thema einlassen konnte, hatte auch propagandistische Untertöne. Die DDR hielt immer wieder dem Westen vor, wie heuchlerisch er mit der (gemeinsamen) Nazivergangenheit umging. Diese Bemerkung macht den Film keineswegs kleiner. (…) Der Autor des Films, Angel Wagenstein, der selber als Partisan in Bulgarien gegen die Nazis gekämpft hatte, verhaftet wurde und der Vollstreckung des Todesurteils nur durch die Bombardierung Sofias entging, benötigt keine Wortkaskaden, keine rhetorischen Exzesse, sondern gestaltete gemeinsam mit dem Regisseur und dem sehr feinfühligen Kameramann Werner Bergmann einen stillen, langsamen, wortkargen Film.“ Falk Schwarz

Sterne Still