Unsere Filme im März - Krawall
Die Faust im Nacken
21.03.

Terry Malloy ist ein ehemaliger Boxer, ein Hafenarbeiter, der in enger Verbindung mit dem Mob steht, da sein Bruder Charley die rechte Hand des die Docks beherrschenden Johnny Friendly ist. Friendly schikaniert und terrorisiert die Arbeiter. Doch als zwei Männer getötet werden, rebelliert Malloy mit einem fanatischen Priester und der Schwester von einem der Opfer.

Ein Kultfim. Ein Masterpiece. Für viele Kollegen Brandos, wie Al Pacino, James Coburn und Brian Dennehy, war Marlon Brando Inspiration und Vorbild. Für Brando war „Die Faust im Nacken“ ein Sprungbrett ins kommerzielle Fach. Aus dem rebellierenden „Method-Actor“ der frühen 1950er Jahre wurde ein exzentrischer Star des Mainstream Kinos. Ausgezeichnet mit 8 Oscars, darunter einen für Brando, den er persönlich aus den Händen von Bette Davis entgegennahm.

Der US-amerikanische Regisseur Elia Kazan (1909-2003) war Mitbegründer des Actors Studios. Sein Film- und Theaterwerk wurde mit unzähligen Preisen ausgezeichnet. 1952 verriet er die Namen verschiedener Kollegen_innen der „Kommunistischen Partei“ vor dem McCarthy-Ausschuss für unamerikanische Umtriebe. Freunde_innen, Schauspieler_innen und andere kreative Menschen wandten sich von ihm ab. In der Künstler_innen-Gemeinde galt seine Tat als Hochverrat. Als ihm 1997 der Ehren-Oscar für sein Lebenswerk verliehen wurde, verweigerten viele Promis ihm die üblichen Standing Ovations und blieben demonstrativ mit verschränkten Armen sitzen.

Der mit Oscars überschüttete dramatische Film […] machte Schule im Kino des Realismus. Kazan verwandte große Sorgfalt auf Milieu und Atmosphäre, führte seine Darsteller zu packenden Leistungen und scheute nicht vor einem starken sozialen Pathos zurück.“ Lexikon des internationalen Films

(Textverantwortlich: JU)

Die Faust im Nacken Still
Decoder
28.03.

Der (west-)deutsche Film in den 1980er Jahren: Die Zeit des „Neuen Deutschen Films“ ist zu Ende, die wenigen deutschen Filme, die in den Kinos Erfolg haben, sind klamaukige Komödien. Doch im Untergrund blüht das Experiment des Independentfilms. In einer Mischung aus Cyberpunk und Gegenkultur entsteht in Hamburg „Decoder“. Der Videokünstler Muscha (1951 – 2003) schafft es, trotz kleinem Budget, zahlreiche Persönlichkeiten der Industrialszene und Idole wie den Autor William S. Burroughs, Genesis P-Orridge oder Christiane F. vom Mitwirken zu überzeugen.
Angeregt ist der Film durch Burroughs Überlegungen zu einer „Electronic Revolution“: FM (FM Einheit) ist Mitarbeiter eines Burgerladens, der entdeckt, Muzak (umgangssprachlich auch „Fahrstuhlmusik“) elektronisch so zu verfremden, dass die Bevölkerung zur Revolte gegen den Überwachungsstaat bewegt werden kann. In der Folge schließt er sich einer Stadtguerilla an, doch der Agent Jäger (Bill Rice) heftet sich an seine Fersen, dessen Aufgabe es ist, Dissidenten aufzuspüren.
Was Muscha nicht mag, ist Überintellektualisierung im Film. ‚Wichtig war‘, sagt er zu DECODER, ‚die Story so zu zerstören, daß es keine sozialkritische Bilderbuchgeschichte wird.‘ […] Muscha macht nicht nur Film, er lebt Film. ‚Reproduzierte Gefühle haben mich immer schon mehr berührt als Allerweltsgefühle. Die Realität interessiert mich einen Scheißdreck. Es ist so, als stünde ich immer in einer Inszenierung, die ich gerade mache.‘ Das obsessive Verhältnis zur Welt der bewegten Bilder strahlt auch auf die Arbeit aus. […] Der Film klingt, thrillt, leuchtet. … Ein Leckerbissen für Augenmenschen.“ Muscha im Interview von Peter Glaser, Magazin „Überblick“ (1983)

(Textverantwortlich: JR)

Decoder Still
Unsere Filme im April - Geister
Angel Heart
04.04.

Ein schwüler Tag in New York des Jahres 1955. Der Privatdetektiv Harry Angel wird von einem geheimen Auftraggeber namens Louis Cyphre angeheuert, um einen Mann namens Johnny Favorite zu finden. Favorite war ein erfolgreicher Musiker in den 1940er Jahren, doch er ist spurlos verschwunden. Cyphre behauptet, Favorite schulde ihm noch etwas und dass der Musiker einen Vertrag mit ihm unterschrieben habe.
Angel beginnt, Nachforschungen anzustellen und entdeckt, dass Favorite in dunkle und mysteriöse Ereignisse verwickelt war. Bei seinen Ermittlungen wird er mit einer Reihe von merkwürdigen und gefährlichen Vorfällen konfrontiert, die sich um den Musiker und die unheimliche Figur von Louis Cyphre drehen. Währenddessen beginnt Angel zu bemerken, dass die Menschen in seinem Umfeld auf seltsame Weise sterben – immer dann, wenn er ihnen näher kommt.

Die Atmosphäre von „Angel Heart“ ist eine meisterhafte Kombination aus düsterer visueller Gestaltung, unheimlicher Musik und psychologischer Spannung. Sie zieht den Zuschauer in eine Welt, in der die Grenze zwischen Realität und Albtraum verschwimmt und die Hauptfigur in einen Abgrund aus Geheimnissen, Übernatürlichem und innerer Zerrissenheit gestürzt wird. Diese düstere, nahezu klaustrophobische Atmosphäre macht den Film zu einem fesselnden und unvergesslichen Erlebnis.

Alan Parkers Verfilmung des Romans Falling Angel von William Hjortsberg ist sicher kein Film für jedermann. Aber unter den Werken des bekannten Regisseurs darf er neben Mississippi Burning (USA 1988) als nahezu perfekt angesehen werden. Vom Drehbuch und der Dramaturgie über die Schauspieler bis hin zu den Schauplätzen, der Ausstattung und der Kameraführung stimmt hier nahezu alles. Mickey Rourke, Robert de Niro, Lisa Bonet und Charlotte Rampling spielen großartig und sind für ihre Rollen perfekt.“ der Film Noir

(Textverantwortlich: JU)

Angel Heart Still
Klute
11.04.

Tom Gruneman, ein biederer Familienvater aus Pennsylvania, ist verschwunden. Nachdem die Polizei ihre Suche einstellt, übernimmt Privatdetektiv John Klute (Donald Sutherland), ein Freund der Familie, die Ermittlungen. Seine Spürnase führt ihn nach New York. Dort trifft er auf das Callgirl Bree Daniels (Jane Fonda). Sie kann sich zwar nicht an Gruneman erinnern, erzählt ihm aber von einem gewaltätigen Kunden und ihrer Angst vor selbigem. Klute spürt, dass sie sich in Gefahr befindet.

In den 1970er Jahren erlebte der Politthriller in den USA eine Blütezeit, die von der politischen Unsicherheit und den gesellschaftlichen Spannungen dieser Dekade geprägt war. Die Filme aus dieser Zeit spiegeln oft das Misstrauen der Öffentlichkeit gegenüber der Regierung wider, besonders nach den Ereignissen rund um den Vietnamkrieg und den „Watergate-Skandal“. Werke von Coppola, Pollack und nicht zuletzt Alan J. Pakula mit seiner so genannten Paranoia-Trilogie („Klute“, „Zeuge einer Verschwörung“, „Die Unbestechlichen“) sind Zeugnisse davon.

KLUTE ist mehr als nur ein handwerklich perfekter, klaustrophobischer Thriller. Pakulas Film bietet zugleich ein ungewöhnlich komplexes Frauenporträt. Denn anders als Titel und Story vermuten lassen, steht nicht der Detektiv im Mittelpunkt des Films, sondern Bree Daniels. Es ist Jane Fonda, die den Film mit ihrer grandiosen, Oscar-prämierten Leistung prägt.“ Jürgen Müller / Taschen Verlag

Jane Fonda: Tochter von Henry Fonda. Ehefrau von Roger Vadim („Barbarella“). Zusammenarbeit mit Sydney Pollack. Erste Oscar-Nominierung. Oscar-Preisträgerin mit „Klute“. Bürgerrechtlerin. Anti-Kriegs-Aktivistin. Zweiter Oscar in Hal Aashby’s „Coming Home“. Fitness-Propagandistin. Wow.

(Textverantwortlich: JU)

Klute Still
Ghost World
18.04.

„Ghost World“ basiert auf dem gleichnamigen Kult-Coming of Age-Comic von Daniel Clowes, der auch das Drehbuch zum Film schrieb.

Enid (Thora Birch) und Rebecca (Scarlett Johansson) haben die Highschool hinter sich – doch während andere ihren Platz in der Welt suchen, halten sie lieber Abstand, angeödet vom kleinstädtischen und spießbürgerlichen Leben um sich herum. Mit bissigem Humor und ironischer Distanz treiben sie durch ihre gesichtslose Kleinstadt, immer auf der Suche nach dem nächsten absurden Beobachtungsobjekt. Doch während Rebecca langsam in die Erwachsenenwelt gleitet, bleibt Enid in ihrer Rebellion und Verachtung für das Gewöhnliche. Als sie den seltsamen Plattensammler Seymour (Steve Buscemi) kennenlernt, erkennt sie bald in ihm eine verwandte Seele – der Beginn einer folgenreichen Freundschaft…

Mit lakonischem Witz, leiser Tragik und dem perfekten Soundtrack fängt Terry Zwigoff das Gefühl einer Generation ein, die irgendwo zwischen 1990er-Nihilismus und Zukunftsangst verloren geht. Ein brillanter Film über Außenseiter_innentum, die Schönheit des Unangepassten – und die Frage, wie lange man sich gegen das Erwachsenwerden wehren kann.

Es gab viele Auszeichnungen für den Film, u.a. wurden Daniel Clowes und Terry Zwigoff für das Drehbuch für den Oscar nominiert, Thora Birch und Steve Buscemi für den Golden Globe Award.

(Textverantwortlich: KE)

Ghost World Still
Die geschützten Männer
25.04.

In Deutschland steht eine konservative Partei vor der Wiederwahl. Anita Martinelli und Sarah Bedford treten mit ihrer Partei für einen Systemwechsel an und stellen Ökologie, Gleichstellung und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt.
Während des Wahlkampfes bricht plötzlich ein mysteriöses Virus aus, das ausschließlich Männer befällt. Die Infizierten zeigen zunächst gesteigerte sexuelle Erregung und sterben kurz darauf. Diese Epidemie führt zu einem eskalierenden Geschlechterkonflikt und stellt die Gesellschaft vor grundlegende Fragen. Während die Frauen zunehmend die Kontrolle übernehmen, wird fieberhaft nach einem Impfstoff gesucht. Es entsteht die Debatte, ob das männliche Geschlecht überhaupt gerettet werden sollte.

„Nach dem Roman von Robert Merle entwirft die Regisseurin Irene von Alberti eine feministische Endzeit-Parodie, in der sie (noch) patriarchaische Gewohnheiten durch konsequente Verkehrung entlarvt und (schon) einen neuen Weg durch all die Unordnung sucht. Die Schauspieler:innen-Punkte gehen voll an Britta Hammerstein als resolute Chefin des überraschenden Durcheinanders.“ Abaton

„Ausgelassene Satire […] spielerisch, knallbunt und popfuturistisch […] vor allem aber durch die Etablierung eines ambivalenten Machtvexierspiels verbindet Irene von Alberti das Absurd-Komische mit einer kleinen Utopie des Zusammenlebens.“ Indiekino Magazin

„Irene von Alberti schafft in ihrem Film Die geschützten Männer patriarchale Verhältnisse durch ein tödliches Männer-Virus ab. Ein Film, leicht durchgeknallt und dann wieder charmant neben der Spur.“ taz FUTURZWEI

„Die geschützten Männer“ wurde international beim Tallinn Black Nights Film Festival mit „The Rebels with a Cause Competition Winner 2024“ ausgezeichnet.

(Textverantwortlich: KE)

Die geschützten Männer Still