Unsere Filme im September - Höhenflug
Hass
13.09.

Paris 1995. 24 Stunden im Leben von Saïd, Vinz und Hubert, drei befreundete Jugendliche, welche in der Pariser Banlieue Chanteloup-les-Vignes leben. Die Geschichte setzt zu einem Zeitpunkt in das Geschehen ein, als es in dem von Armut, Einwanderung und Kriminalität geprägten Viertel nur ein Thema gibt: die Krawalle zwischen Einwohner_innen und der Polizei in der letzten Nacht. Ausgelöst durch eine Kontrolle, bei der Abdel, „ein Junge aus ihrem Viertel“, lebensgefährlich verletzt wurde und nun in Lebensgefahr schwebt. Vinz findet die Polizei-Dienstwaffe, die während der Krawalle verloren gegangen ist. Stolz erklärt er seinen Freunden, dass er damit einen der brutalen Flics töten wird. Endlich kann er seinem Hass gegen das System freien Lauf lassen. Said und Hubert versuchen ihn zu mäßigen, doch schon bald eskalieren die Ereignisse…

„La Haine / Hass“, der zum Kultfilm lancierte, ist auch optisch ein Meisterwerk, u.a. deswegen, da Kassovitz durch das Filmen in schwarz-weiß bewusst auf übertriebene, ästhetisierende Bilder verzichtet. „La Haine / Hass“ ist an Anlehnung an ein reales Ereignis gedreht und verortet seine Geschichte damit direkt in der Realität und stellt das auch in der Folge weiter bewusst aus.
Der Soundtrack bietet eine Auswahl der französischen Rap-Szene. Der bekannte DJ Cut Killer legt in einer Szene seinen Remix von Edith Piafs weltberühmten Chanson „Non, je ne regrette rien“ auf.

„La Haine / Hass“ gewann 1996 den Preis für die „Beste Regie“ in Cannes. Bei der César Verleihung gewann er folgende Preise: Bester Schnitt, Beste Produktion und Bester Film.

(Textverantwortlich: KE)

Hass Still
Teaches of Peaches
20.09.

Bielefeld-Premiere

Anhand von exklusivem privatem Archivmaterial und spektakulären Aufnahmen der aktuellen „The Teaches of Peaches Anniversary Tour“ zeigt der Film den Weg der Kanadierin Merrill Nisker zur international gefeierten Künstlerin Peaches. Von der Ideenfindung für die Bühnenshow über die intensiven Proben bis hin zu den fesselnden Live-Shows gewährt er einen intimen Blick hinter die Kulissen der Tour. Als feministische Musikerin, Produzentin, Regisseurin und Performance-Künstlerin hat sich Peaches über zwei Jahrzehnte dem Kampf gegen Genderstereotype gewidmet und ihren Status als Ikone der Pop- und Musikindustrie gefestigt. Ihre furchtlose Originalität stellt soziale Normen infrage, zerschmettert Stereotype und patriarchale Machtstrukturen. Mit bissigem Humor und scharfsinnigem Verstand setzt sie sich für LGBTQIA+ Rechte ein, rückt Fragen nach Gender- und sexueller Identität in den Fokus und hinterlässt dabei einen bleibenden Eindruck in der Popkultur. (Pressetext farbfilm verleih)

Katharina aus unserem Offkino-Team stellt am Abend Kontext zu den Anfang der 2000er her, als Ladyfest, aus dem Riot grrrl Movement der 1990er hervorgegangen, auch nach Deutschland schwappte. In der Zeit sammelten sich auch besonders in Berlin einige interessante female/queere Musiker_innen & Künstler_innen, darunter auch Peaches sowie rhythm king and her friends, Kevin Blechdom, Räuberhöhle u.v.m..
Katharina wird im Rahmen ihres kurzen Rückblicks auch kurze Parts aus ihrer DIY-Doku „female + queer words + beats“ von 2006 zeigen, in der sie ausgewählte Musiker_innen anhand von Interviews und Konzertausschnitten portraitiert hat.

(Textverantwortlich: KE)

Teaches of Peaches Still
Frau im Mond
27.09.

Professor Georg Manfeldt behauptet, dass es Gold auf dem Mond gibt und startet eine Expedition dorthin. Ihn begleiten sein junger Freund Helius, der Chefingenieur Windegger mit seiner Verlobten Friede, in die Helius heimlich verliebt ist, und der Agent Turner, der die Pläne zur Rakete gestohlen hat. Auf dem Mond angekommen, beginnt jedoch innerhalb der Besatzung ein erbitterter Kampf um das Gold.
Wir bereits bei vorherigen Filmen von Fritz Lang stammen die Romanvorlage und das Drehbuch von seiner damaligen Ehefrau, der Drehbuchautorin Thea von Harbou. Selber legte Lang größten Wert auf eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der technischen Details von Start, Flug und Landung sowie der Mondlandschaft. Die Redaktion der CINEMA schrieb: „Lang kreierte als erster den Countdown und der Raketenprofessor Hermann Oberth (späteres Mitglied der NSDAP und Unterstützer rechtsextremer Kreise im Nachkriegsdeutschland) und sein Assistent Willy Ley sorgten mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen bei der über 30-minütigen Startsequenz der Rakete für eine erstaunliche Glaubwürdigkeit. Die beeindruckende Mondlandschaft wurde in einer 123 Meter langen und 56 Meter breiten Halle in den Studios von Neubabelsberg aus Ostseesand errichtet, der allerdings vorher jedesmal einem komplizierten Reinigungsvorgang unterzogen wurde, damit er die gewünschte Farbe erhielt.“
Die Fassade des Ufa-Palastes am Zoo hat sich für die Weltpremiere in einen reich mit Sternen bespickten Himmel verwandelt. Nach Entwürfen Rudi Felds haben die Ufa-Leute in angestrengter Arbeit in wenigen Stunden eine gewaltige Wand mit etwa 1000 Lämpchen bestückt, die zum Teil flimmerten. Unter anderem war Albert Einstein unter den Gästen. Der Film wurde im Folgenden von den Nazis beschlagnahmt.

Der letzte große Stummfilm. Eine DCP mit eingespielter Musik von Javier Pérez de Azpeitia. Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.

Frau im Mond Still
Unsere Filme im Oktober - Werkschau: Elfi Mikesch
Macumba
04.10.

Magda lebt mit ihren Freund_innen in einem Berliner Haus, dessen Tage gezählt sind. Alle folgen auf ihre Weise bestimmten Obsessionen. Ein gewisses Delirium macht den Alltag zum Traumgeschehen, zur Trance in eine ungewisse Zukunft.
Max Taurus, schnüfflerisch begabt und sich selbst als „Detektiv“ bezeichnend, folgt einer Spur, die ihn ausgerechnet in dieses Abriß-Haus führt, wo er meint, einen Mord verhindern zu können. Dabei gerät er in eine labyrinthische Geschichte, aus der er sich nicht mehr zu befreien vermag…

„Macumba“ steht für den Rhythmus und für die Verzauberung der jüngeren Generation, die sich dem Raster der Anpassung gesellschaftlich verweigert. Brennende Ölquellen, Vulkanausbrüche und Boten aus der Unterwelt sind nicht die einzigen Zeichen der Vergänglichkeit. Das Krachen der Abrißbirne zum Klang von Silvestre Revueltas Musik werden zum Abgesang eines Lebensgefühls, das sich aus den sechziger Jahren speiste.

Elfi Mikesch produzierte „Macumba“ im Auftrag des ZDF/Kleines Fernsehspiel. Die Uraufführung fand im Februar 1984 statt.

Die Schauspielerin Magdalena Montezuma arbeitete auch für andere Regisseure des Neuen Deutschen Films, wie Rosa von Praunheim, Werner Schroeter und besonders Rainer Werner Fassbinder. Einer der weiteren Darsteller Heinz Emigholz ist Filmemacher, Künstler, Autor und Produzent. Seine ersten Filme entstanden Anfang der 1970er Jahre im Kontext des Avantgarde- und Experimentalfilms.

„Macumba“ wurde auf 16mm gedreht, wir zeigen die digitale restaurierte Fassung der deutschen Kinemathek.

(Textverantwortlich: KE)

Macumba Still
Krieg oder Frieden (Regisseurin anwesend!)
11.10.

Zu unserer großen Freude wird Elfi Mikesch am Filmabend anwesend sein! Das Filmgespräch wird mit uns zusammen die Dokumentarfilmerin und Kamerafrau Beate Middeke führen.

Wünsdorf ist ein ehemaliger Militärstandort in Brandenburg, der erst 1994 von der russischen Armee verlassen wurde. Von hier aus wurden der Erste und der Zweite Weltkrieg geplant und ausgeführt, und der Kalte Krieg. Der Architekt, Stadtplaner und Pionier für ökologischen Städtebau Prof. Dr. Ekhart Hahn engagiert sich für eine zukunftsfähige, nachhaltige Transformation. Während der Dreharbeiten bricht der Krieg in der Ukraine aus. Durch diesen Überfall erhalten das ehemalig militärische Gelände und der Film eine neue Aufladung und Bedeutung.

Krieg oder Frieden ist ein Film über Transformation. Wünsdorf steht für den Übergang von Krieg zu Frieden, von DDR zu BRD, für den Wandel zu einer postmigrantischen Gesellschaft und einer nachhaltigen Lebensweise. (…) Elfi Mikeschs Dokumentarfilm regt dazu an, sich fortlaufend die Frage zu stellen, wie wir leben wollen.“ Filmlöwin, Lea Gronenberg

Elfi Mikesch ist mit ihren großartigen Regie-, Kamera- und gestalterischen Arbeiten – auch in enger Zusammenarbeit mit u.a. Rosa von Praunheim, Monika Treut und Werner Schroeter-, eine herausragende Pionierin des subversiven Kinos der vergangenen Dekaden.
Elfi Mikesch, eng verbunden mit dem Autor_innenkino und der Avantgarde des deutschen Films, wurde für ihr umfangreiches Werk vielfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie 1978 und 1980 den Deutschen Filmpreis, 2010 zusammen mit Werner Schroeter den Bielefelder Friedrich Wilhelm Murnau-Filmpreis und bei der Berlinale 2014 den Teddy Award für ihre künstlerische Lebensleistung.
Kurz-Biografie:
1940 in Judenburg (Österreich) geboren. Ausbildung als Fotografin. Seit 1964 in Berlin. Tätig als Fotografin, Kamerafrau, Regisseurin, Lehrtätigkeit.
Seit 1976 Spiel- und Dokumentarfilme.
1984 mit Monika Treut Gründung der unabhängigen Produktionsfirma Hyena Films.
Seit 1991 Mitglied der Akademie der Künste Berlin Künste, Sektion Film- und Medienkunst.
Seit 2011 Mitglied im Fachbereich Cinestyra Filmkunst / Kulturabteilung Land Steiermark.

(Textverantwortlich: KE)

Krieg oder Frieden (Regisseurin anwesend!) Still
Kurzfilme von Elfi Mikesch
18.10.

„Die blaue Distanz“
D 1983, 20 Minuten, s/w, DCP
Mit: Sike Grossmann

nach Briefen von Unica Zürn mit Silke Grossmann

Im Film begegnet einer Reisenden ihr Ebenbild, hinter dem sich der Geliebte oder die Geliebte verbirgt, sublimiert aus dem Mangel an Nähe. Eine Phantasmagorie zwischen Traum und Wirklichkeit, während einer nächtlichen Zugfahrt zwischen Berlin und Basel.

„Das Frühstück der Hyäne“
D 1982, 20 Minuten, s/w, DCP

nach Motiven von Maria Isabel Barrenos, Maria Teresa Hortas und Maria Velho da Costas „Neue portugiesische Briefe“

„Das Frühstück der Hyäne“ spielt mit den Gewaltphantasien einer jungen Frau, die sich durch Selbstinszenierung aus ihrer Vergangenheit befreit.


Gefährliche Orte – dieser Teil des Kurzfilmprogramms knüpft an „Krieg oder Frieden“ an, in dem Ausschnitte der Kurzfilme vorkommen:

„Gefährlicher Ort“
D 1993, 14 min | s/w, digital
Mit: Leo Wittrien, Annalisa Adami, Benno Ifland, Christoph Schlingensief, Alice Treff
Musik: Ronald Steckel

„SOLDATEN SOLDATEN“
D 1994, 14 min, s/w, digital
Mit: Benno Ifland, Klaus Behnken
Musik: Bernd Alois Zimmermann –Photoptosis – Prelude für grosses Orchester Radiosymphonieorchester Berlin – Leitung Hans Zender

Die beiden Filme sind rund um einstige militärische Sperrzonen nahe Berlin angesiedelt, die von der Natur langsam zurückerobert werden. Relikte erzählen von früheren Leben, von lange vergessenen Familiengeschichten und einem wild kostümierten weiblichen Geist.

(Textverantwortlich: KE)
Kurzfilme von Elfi Mikesch Still
MONDO LUX – Die Bilderwelten des Werner Schroeter
25.10.

Werner Schroeter, einer der größten Regisseure des Neuen Deutschen Films, erfährt 2006 von seiner Krebserkrankung. In der Kunsthalle Düsseldorf arbeitet er gerade an SCHÖNHEIT DER SCHATTEN, einer musikalischen Inszenierung zu Robert Schumann und Heinrich Heine. Zwischen Hoffnung und Bangen beginnt Werner Schroeter einen Wettlauf mit der Zeit.

Elfi Mikesch, die bei mehreren Filmen von Werner Schroeter die Kamera geführt hat und persönlich eng in seine Welten eingebunden war, gewährt einen intimen Einblick in die Arbeiten der verbleibenden vier Jahre voller Schaffensdrang und Begeisterung für Kino, Theater und Fotografie: Bei den Theaterproben zu ANTIGONE//ELEKTRA, den Vorbereitungen für die Foto-Ausstellung AUTREFOIS & TOUJOURS und den intensiven Synchronarbeiten zu seinem letzten Film DIESE NACHT, den er noch 2008 in Portugal gedreht hat.
Viele Ausschnitte aus Werner Schroeters Filmen, von EIKA KATAPPA bis DIESE NACHT, zeichnen das farbige Spektrum seines filmischen Schaffens nach, das unter anderem das Lebensgefühl verkörpert, durch das die Kunst und der menschliche Ausdruck sich immer neu erschaffen. Musik durchdringt diesen Erinnerungsraum. Transparent werden biographische Zusammenhänge und die leidenschaftliche Beziehung zum Film, zur Oper und zum Theater, ebenso wie die Verbindung zu den Menschen, mit denen er gearbeitet und gelebt hat, mit denen er befreundet war.
Eros und Leidenschaft sind die Maßstäbe dieses Künstlers, dem die Schönheit so nahe war wie der Tod. Dem die Abgründe des Lebens nicht fremd waren und der sich dennoch selbst treu blieb. MONDO LUX ist ein intimer Raum – ein Raum in dem jeder Tag unvergleichlich wird angesichts der verbleibenden Lebenszeit. Werner Schroeter starb am 12. April 2010.

MONDO LUX – Die Bilderwelten des Werner Schroeter Still