Jeanne Dielman
Jeanne Dielman Still

Eine Frau – Jeanne Dielman (Delphine Seyrig), eine Wohnung, drei Tage. Hartnäckig beobachtet die Kamera in langen starren Einstellungen ihre alltäglichen Routinen in einer abgeschlossen scheinenden Welt: aufräumen, Betten machen, Staub wischen, abwaschen, Essen kochen. Am Nachmittag empfängt sie ältere Herren; auch ihre Gelegenheitsprostitution hat einen genauen Platz im präzisen Ablauf des Tages. Zunächst kaum merkbar werden die zeitlich und räumlich rigiden Strukturen am zweiten Tag erschüttert, am dritten Tag kommt es zur unausweichlichen Eskalation. Ein schweigsames, einsames Kammerspiel, dessen Choreografie der Gesten, Bewegungen und Rituale radikal Zeugnis einer emotionalen Erstarrung ablegen.

Chantal Akerman versteht es, ganz hinter den Film zurückzutreten, nur ihn existieren zu lassen. In dieser Hinsicht sind ihre Filme zweifellos ,klassisch‘ im Sinn aller großen Klassiker – sie werden noch lange bestehen, weil sie frei, offen und lebendig sind …“ Claire Atherton, 2004

Chantal Akerman bekam 2014 in Bielefeld den Murmau-Preis verliehen, es war sehr beeindruckend. Und vielleicht noch interessant: Eine BBC-Umfrage unter 368 Filmexpert_innen aus 84 Ländern wählte „Jeanne Dielman“ 2018 auf Platz 3 der besten Filme aller Zeiten, bei denen eine Frau Regie geführt hat (hinter „Das Piano“ und „Cleo – Mittwoch zwischen 5 und 7“ auf den vordersten Plätzen).

(Textverantwortliche: KE)