Der diskrete Charme der Bourgeoisie
Der diskrete Charme der Bourgeoisie Still

Ein kleines Anekdötchen vorab. Als der Film 1972 für den Oscar nominiert wurde, erklärte Buñuel, dass er ganz sicher sei den Oscar zu gewinnen. Schließlich habe er 25000 Dollar ans Komitee bezahlt. Zudem seien die Amerikaner_innen zwar ein eigentümliches Volk, aber in der Regel stünden sie zu ihrem Wort. Es kam wie es kommen mußte. „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ gewann den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film. In Hollywood war der Teufel los. Ein fast typischer Coup des Altmeisters des Surrealismus.

„Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ ist Buñuels drittletzter Film. Megamäßig besetzt. Mit Fernando Rey („Dieses obskure Objekt der Begierde“, „French Connection“ u.a.), Delphine Seyrig („Letztes Jahr in Marienbad“, „Blut an den Lippen“, „Jeanne Dielman“ u.a.) und Michel Piccoli („Le mépris“, „Belle de jour“, „Die Dinge des Lebens“, „Themroc“ u.a.).

Die Handlung des Films ist schnell wiedergegeben. Sechs Menschen aus der Bourgeoisie versuchen sich zu einem Dinner zusammenzufinden, um in exquisiter Ruhe und Noblesse zu speisen und sich zu unterhalten. Doch ständig kommt ihnen was dazwischen. Entweder irren sie sich beim Datum oder sie finden sich auf einer Theaterbühne wieder. Ein anderes Mal platzt ein Trupp Fallschirmjäger ins Haus. Und es wäre kein typischer Buñuel, wenn da nicht noch der Traum ein zentrales Thema des Films ist.

Luis Buñuel gilt als einer der herausragenden Regisseure des 20. Jahrhunderts. “Ein andalusischer Hund“ und besonders „Das goldene Zeitalter“ werden als die wichtigsten Werke des surrealistischen Films angesehen. Träume und Alpträume, beides wesentliche Elemente der surrealen Kunst, haben ihn immer fasziniert. Er selbst sagte einmal, wenn er es möglich machen könnte, würde er zwei Stunden am Tag dem aktiven Leben nachgehen und den Rest im Traum verbringen.

(Textverantwortlicher: JU)