Triggerwarnung: In diesem Film gibt es explizite Darstellung körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt.
Kein Film ist kontroverser diskutiert worden. Kein Film war länger auf dem Index. Kein Film ist vor der offiziellen Premiere so ins Rampenlicht gerückt worden. So oder so ähnlich hat es sich zugetragen. PPP hat die Premiere seines Films aber nicht erleben können. Er wurde am Morgen des 2. Novembers 1975 auf einem kleinen Fußballplatz in Ostia bei Rom ermordet aufgefunden. Bis kurz vor seinem Tod hat er an dem Film gearbeitet, selbst noch einige Schnitte vorgenommen und erklärt, er fürchte sich vor Salò. Der Film sollte auf dem Pariser Filmfestival uraufgeführt werden. Bertolucchi und Liliana Cavani waren eigens angereist. Antonioni, Visconti und andere hatten Telegramme an die Akademie geschickt, um gegen die verhängte Totalzensur zu protestieren. Aber worum geht es in dem „umstrittensten Film der 130-jährigen Filmgeschichte“?
Pasoloni entwirft in dem Film eine schockierende Vision menschlicher Machtbessenheit und barbarischer Zerstörungslust. Den nach einem Roman von de Sade entwickelten Stoff hat PPP in die Republik von Salò verlegt, das letzte Refugium der italenischen Faschisten. Eine Gruppe sadistischer Großbürger inszeniert in einer herrschaftlichen Villa terrorisierende Grausamkeitsrituale. Junge Männer und Frauen werden als Lust- und Folterobjekte erniedrigt und missbraucht.
„Die 120 Tage von Sodom“ bildet das Vermächtnis des Italieners und treibt sein filmisches Schaffen auf die Spitze. Paradoxerweise entfaltet der Film seine Wirkung so gut, weil er statisch und zurückhaltend inszeniert ist. Pasolini verzichtet auf Close-Ups und setzt auf eine unbewegliche Kamera, die in den meisten Einstellungen ganze Räume mit ihren Personentableaus zeigt. Ob Landschaftsaufnahme oder Vergewaltigung: Der Tonfall des Films verändert sich nicht. Pasolini versucht gar nicht erst, die Gewalt mit herkömmlichem Filmhandwerk dynamisch oder gar spannend zu schildern, sondern zeigt sie nüchtern als das, was sie ist: destruktiv und roh.“ Filmsucht.org
(Textverantwortlicher: JU)