Die Bettlektüre
Die Bettlektüre Still

Aller guten Dinge sind drei. Die Zahl Drei gilt als ein Symbol für Vollkommenheit. Wir sehen dreidimensional. Der Dreiklang klingt besonders harmonisch. Das Dreieck ist die „erhabenste“ geometrische Figur. Vielleicht würde Peter Greenaway diese Einleitung gefallen. Nutzt er doch andere Kunstformen wie Architektur, Bildende Kunst, Kalligrafie oder Musik um seinen Anspruch von der Sprache des Films gerecht zu werden. Wir zeigen seinen dritten Film. Nach „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ und „Der Kontrakt des Zeichners“ schicken wir „Die Bettlektüre“ auf unsere Kinoleinwand.

Nagiko ist die Tochter eines Kalligraphen. Als sie sechs Jahre alt war, schloss der Vater mit seinem Verleger eine Vereinbarung zur Verheiratung Nagikos mit einem damals Zehnjährigen. Einige Jahre später kommt es zur Hochzeit, doch der Ehemann erweist sich als Verächter von Literatur und Kalligraphie. Nagiko verlässt ihn und zieht nach Hongkong.

Für seine Adaption des „Kopfkissenbuchs der Sei Shonagon“, eines 1000 Jahre alten Buchs über Kunst und Sexualität, schöpfte Greenaway bei der digitalen Bildmanipulation aus dem Vollen. Im japanischen Kanji, einem ikonischen Schriftzeichen, fand er im Kleinen jene Verschmelzung von Bild und Text, die sein Filmschaffen im Grossen anstrebt. «Mein erster Film mit einem Happy End», sagt Greenaway, der mit seiner Heldin Nagiko – die als Künstlerin, Frau und Mutter reüssiert – auch die feministische Kritik zufriedenzustellen hoffte.“ Filmpodium

„Greenaway entwickelt in diesem Film eine komplexe und detailreiche Erzählung in Bildern von erlesener Schönheit. Alles ist bis ins kleinste Detail kompositorisch durchdacht und akribisch mit Bedeutung besetzt. Vielfach bricht sich die Handlung in nebeneinander gesetzten Bildern, die wiederum von weiteren, elektronisch eingearbeiteten „Fenstern“ überlappt werden, so daß die Handlung zur selben Zeit oft aus verschiedenen Perspektiven oder aus zeitlich leicht versetzten Erzählwarten zu verfolgen ist. Die Off-Erzählung Nagikos, der Einsatz verschiedener Sprachen, der Spaziergang durch die Kulturen wird zum Diskurs über Raum und Zeit, Ost und West, Erotik und Kultur, männliche und weibliche Wahrnehmung und Sinnlichkeit.“ Fimdienst

(Textverantwortlich: JU)