Glücklich wie Lazzaro
Glücklich wie Lazzaro Still

„Inviolata“ („unberührt“), ein ländlicher Flecken in einem Italien unbestimmter Zeit: In dieser vermeintlichen Idylle schuften die Einheimischen als Tagelöhner_innen auf den Tabakfeldern der Marchesa Alfonsina Di Luna (Nicoletta Braschi). Ganz unten in der Hackordnung ist der elternlose, zwanzigjährige Lazzaro (Adriano Tardiolo). Stets freundlich und sanft, beansprucht er nichts für sich und wird daher von den anderen für ein wenig dumm gehalten. Ausgerechnet um die Freundschaft Lazzaros wirbt Tankredi, Stammhalter der Di Lunas, der sich schrecklich langweilt in der Einöde des schmucken Familienanwesens. Zusammen durchstreifen sie die Gegend, täuschen gar Tankredis Verschwinden vor, als die Marchesa die Freunde auseinanderbringen will. Doch dann geschieht ein Unglück, und alles wird anders.

Philipp Stadelmeier (Süddeutsche Zeitung) erinnerte der mit dem „Besten Drehbuch“ in Cannes ausgezeichnete Film, der auf 16 mm gedreht wurde und daher „selbst wie aus einer anderen Zeit zu stammen [scheint]“, „ein wenig an Vittorio De Sicas ‚Das Wunder von Mailand‘ von 1951, in der ein anderer vom Himmel gesegneter Junge den Slumeinwohnern der Stadt etwas Glück und Freude bringt. Aber Rohrwachers Film ist viel bitterer als De Sicas sozialromantische Vision. Eher noch ist ihr Film ein Gleichnis auf eine lange Geschichte der Unterdrückung und der sozialen Ungleichheit in Italien und der Welt überhaupt, im Geiste Pier Paolo Pasolinis. … Er durchquert eine Geschichte der Bosheit und Unterdrückung und ist dabei so naiv, dass er es nicht bemerkt. Der Heilige ist auch ein Idiot. … Aber nur durch ihn ist in dieser Unterdrückung kurz so etwas Absurdes aufgeleuchtet wie die Idee, dass alle Menschen glücklich sein könnten.“

(Textverantwortlich: AR)    ₍˄·͈༝·͈˄₎◞ ̑̑