Mit „La memoria infinita“ kehren wir zurück nach Chile, das Land, dem wir 2023 einen Kinomonat widmeten. Wieder spielt das Erinnern eine tragende Rolle; im Zentrum des vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilms von Maite Alberdi steht jedoch die Liebe zweier Menschen, die bedroht wird durch eine lebens- und identitätszerstörende Krankheit.
In Chile sind sie ein prominentes Paar: Augusto Góngora, Journalist, bekämpfte im Fernsehen der 1980er Pinochet und nach der Diktatur die lähmende Amnesie, die das Land weiterhin fest im Griff hatte. Paulina Urrutia ist eine bekannte Schauspielerin, die in der sozialistischen Regierung Bachelet das Amt der Kultusministerin innehatte. Als bei Augusto Alzheimer diagnostiziert wird, beschließt sie, nicht nur die Pflege ihres Mannes zu übernehmen, sondern auch ihren gemeinsamen Alltag zu dokumentieren. Maite Alberdi, die sich bereits in früheren Werken wie „Ein Maulwurf im Altersheim“ (2020) mit dem Alter und seinen Begleiterscheinungen befasste, begleitete das Paar über Jahre hinweg und nähert sich seiner Geschichte mit Feingefühl, mitunter auch humorvoll an. Wie Esther Buss (Filmdienst) bemerkt, vereinigt „Die unendliche Erinnerung“ so unterschiedliche Elemente wie Paulinas „intim[e] Home Movies, deren technische Fehler vor Voyeurismus bewahren“, von Alberdi produziertes Material und private sowie Archivfundstücke. Das Ergebnis ist „kein Krankheitsprotokoll“, sondern „ausdrücklich als Liebesgeschichte konzipiert“.
Trotz des sperrigen Themas war der Film in Chile ein Publikumserfolg, der bei seiner Premiere Greta Gerwigs „Barbie“ von der Spitzenliste verdrängte. Beim Sundance Festival 2023 errang er den Preis der Grand Jury und im Februar 2024 den Goya in der Kategorie Iberoamerikanischer Film. Außerdem ist er für die Academy Awards 2024 nominiert.
(Textverantwortlich: AR)