The United States of America
The United States of America Still

In 52 makellos komponierten, knapp zweiminütigen Ansichten porträtiert Benning die Bundesstaaten der USA, sowie Puerto Rico und den District of Columbia, begonnen bei Heron Bay, Alabama, bis hin zu Kelly, Wyoming. Die statischen Aufnahmen von Landschaften, Städten und dem, was dazwischenliegt, ergeben ein aktuelles Bild der USA, das en passant auch deren Bruchlinien nachzieht: umzäunte Anstalten, ein austrocknendes Flussbett, heruntergekommene Straßen und Tankstellen, ein Camp unter einer Brücke. Auch die Vergangenheit ist gegenwärtig, sie scheint auf in den Songs und Reden, die hin und wieder die Hintergrundgeräusche übertönen und neben die Motive treten, die ein ganzes Werk evozieren; denn die Wolken, Züge und Hütten repräsentieren nicht nur Bundesstaaten, sondern auch Filme. Wie immer bei Benning bleibt Zeit für abstrakte Überlegungen: Auch wenn jede Einstellung für einen Bundesstaat steht, ist es mit der Repräsentation so eine Sache. Welcher Bundesstaat ist am filmischsten?

James Benning, geboren 1942 in Milwaukee, USA, dreht seit 1972 Filme und fertigte zahlreiche Installationen an. Seit 1977 war er häufig im Forum und bei Forum Expanded der Berlinale zu Gast. Filme (Auswahl): 1972: Time & A Half (17 Min.). 1975: The United States of America. 1977: 11 x 14 (83 Min., Forum 1977, Forum 2018), 2004: 13 Lakes (133 Min., Forum 2005), Ten Skies (101 Min., Forum 2005). 2005.

„Mehrfach schon in seiner langen und produktiven Werkbiografie hat Benning ältere Arbeiten und Motive wieder aufgegriffen. Auch THE UNITED STATES OF AMERICA hat einen filmischen Vorläufer mit dem gleichen Titel aus dem Jahr 1975, als Benning gemeinsam mit der Kollegin Bette Gordon im Auto die USA von Ost nach West durchquerte und die Kamera von der Rückbank aus die Reisenden selbst und die Orte vor der Frontscheibe filmte. Ein Roadmovie in schönstem Sinne, der die Bewegung durch das Land und die Begegnung im Wagen miteinander kurz schloss und die einzelnen Landschaften überblendete und verband. Der neue Film verzichtet gänzlich auf solche Bewegung. Jede Einstellung und jeder Ort steht für sich, verbunden nur konzeptuell durch das Ordnungsprinzip der Tafeln und die Montage, die auf die Zelte von Obdachlosen in einerUnterführung eine sommerliche Landschaft und eine im Wind flatternde US-Flagge (New Milford, Connecticut) folgen lässt. … Nicht zuletzt war James Benning immer schon auch ein Spieler und Humorist. … Der größten Spaß, den er sich herausnimmt, ist aber eine gewichtige Verschiebung im Verständnis des gesamten Films aus der Rückschau. … Aber bitte bleiben Sie aufmerksam bis zum Abspann! Es könnte sein, dass Sie ‚The United States of America‘ danach gleich ein zweites Mal sehen wollen.“ Silvia Hallensleben, Tagesspiegel

(Textverantwortliche: KE)