Cry-Baby
Cry-Baby Still

Zum Thema „Schlechter Geschmack“ darf natürlich auf keinen Fall John Waters, aka Pope of Trash, fehlen! Sein provokanter Film „Pink Flamingos“ (1972), der schon im Offkino gezeigt wurde, brachte ihm diesen Titel ein. Außerdem hatten wir u.a. „Polyester“ und zuletzt „Hairspray“ im Programm, an den „Cry-Baby“ passend anknüpft.

Baltimore, Mitte der 1950er-Jahre, zwei Jugendbanden befinden sich in explosiver Rivalität. Da sind auf der einen Seite die konservativen Squares (englisch für „Spießer“), auf der anderen Seite die rebellischen Drapes. Zu letzteren gehören neben ihrem Anführer Cry-Baby Walker (dessen Markenzeichen es ist, nur eine einzige Träne weinen zu können), dessen Schwester Pepper, die gegen ihre spießigen Eltern kämpfende Wanda, die unkonventionell aussehende Mona Malnorowski und ihr Freund Milton. Allison, die Freundin von Baldwin, Anführer der Squares, hat die öde Langeweile der High Society satt und am letzten Schultag knistert es ordentlich zwischen ihr und Walker. Das sorgt in Allisons Umfeld natürlich für große Aufregung, aber dann passiert etwas, das die Situation zugunsten der Squares entscheiden könnte: Als es zwischen den beiden Gruppen wieder einmal zu einer Schlägerei kommt, wird Cry-Baby verhaftet…

John Waters „Cry-Baby“ ist, so wie es für den Regisseur seit jeher typisch ist, ein schriller Kreuzzug gegen die zerstörerische Dynamik von Konformität, Gleichschaltung und Unterdrückung. Mag der Film dabei auch weitaus konventioneller ausfallen als noch die Frühwerke des ikonischen Filmemachers, so bleibt das stetig mit dem Grotesken kokettierende Pop-Musical eine von stetiger Zuneigung und Aufrichtigkeit gegenüber seinen Protagonisten beseelte Parodie auf überholte Tanzbeinschwinger wie „Blaues Hawaii“ oder „Grease“, die sich ihren entlarvenden Möglichkeiten selten bis gar nicht in das Bewusstsein gerufen haben. Nicht nur Johnny Depp und Amy Locane bringen dabei ordentlich lebenskräftigen Schwung ins Geschehen. Mit Namen wie Ricki Lake, Iggy Pop, Traci Lords und Kim McGuire in den Nebenrollen kann Cry-Baby aus einem wahrlich grellen Potpurri von Alltagshelden schöpfen.“ Pascal Reis

(Textverantwortliche: KE)