Hummingbirds
Hummingbirds Still

„Hummingbirds“, das preisgekrönte dokumentarische Selbstportrait von und mit Silvia Del Carmen Castaños und Estefanía „Beba“ Contreras, ist für mich ein Highlight dieses Jahres. Ich freue mich deswegen sehr, dass es nach vielen erfolgreichen Festivalscreenings nun auch endlich im OFFKINO gezeigt werden kann!  *Bielefeld-Premiere*

Eine der vielen Stärken des Films ist, uns Zuschauer_innen von der ersten Sekunde an nah an die Hauptprotagonist_innen Silvia und Beba und ihre Freund_innen  heranzuholen, die wir einen Sommer lang begleiten. Der Ort ist die Stadt Laredo, die im Süden von Texas an der Grenze zu Mexiko liegt, getrennt durch den Rio Grande. Es gibt kaum authentischere Stimmen als die von Silvia und Beba, die zu Beginn des Films nebeneinander liegen und zu den Sternen hinaufschauen – eine Anspielung auf ihren eigenen „Alien“-Status. Sie filmen Flugzeuge und sprechen dabei über Zukunftspläne, während Sylvia – die als Tochter von Eltern ohne Papiere in den USA geboren wurde – sich Sorgen um ihre Familie macht und Beba auf den Bescheid ihres Einbürgerungsantrags wartet.
Sie wissen, dass die langen Sommernächte ihrer Jugend nicht ewig andauern. Es gibt darin viele ausgelassene Momente und Unternehmungen; die Stimmung unter den Freund_innen ist meist fröhlich-albern, energiegeladen und positiv. Die dabei immer wieder aufgesuchten Orte sind ihnen längst vertraut, aber das Thema Einwanderung immer bedrohlich im Hintergrund. Zwischen Bars, Drive-ins, Sofas von Freund_innen und dem Grenzland kämpfen sie auch gegen die Zumutungen des Alltags, für ihre Community und die Zukunft. Für sie bedeutet das auch: demonstrieren für das Recht auf Abtreibung und gegen Gewalt durch den Grenzschutz. Aber die staubige Dämmerung bietet auch Raum für Poesie und Träume; in ihrem Humor und ihrer Kreativität zeigen sich die Bande von Zugehörigkeit und Solidarität.

Silvia Del Carmen Castaños und Estefanía „Beba“ Contreras wurden für „Hummingbirds“ im Sommer 2019 jeden Tag gefilmt, und das Ergebnis ist ein rasantes Mixtape von Momenten und ein lebendiges, ansteckendes und überraschend hoffnungsvolles Porträt. Die Persönlichkeiten der beiden kommen ebenso zur Geltung wie die Themen, wodurch der Film umso unmittelbarer und kraftvoller wirkt.

„It’s simply fun to hang out with the two and their circle, warmed by their moments of grace and awkwardness. It’s a film of deep honesty that’s carefully crafted, one of the best films of this ilk I’ve seen.“ Jason Gorber

(Textverantwortliche: KE // Textquelle: Berlinale.de)