„Ich denke oft an Hawaii“ ist das an vielen Stellen extrem zauberhafte Erstlingswerk von Elfi Mikesch, in dem Wünsche und Hoffnungen thematisiert und anhand von filmischen Inszenierungen visualisiert werden.
„Ein Film für jedes Wohnzimmer“ sollte „Ich denke oft an Hawaii“ sein, in dem die Phantasien und die Dinge des Alltags ihren besonderen Stellenwert haben. Erzählt wird die Geschichte der sechzehnjährigen Carmen, die mit ihrer Mutter Ruth Rossol und Bruder Tito in einem Mehrfamilienhaus an der Peripherie in West-Berlin leben. Es sind die 1970er Jahre. Die Mutter arbeitete jahrelang in einer Knopffabrik am Fließband und verdient nun als Putzfrau den Lebensunterhalt für die Familie. Der Vater der Kinder, ein puertoricanischer Berufssoldat, hat sie nach Carmens Geburt verlassen. Außer einigen Postkarten und Hawaii-Musik-Platten ließ er nichts zurück. Tochter Carmen will Tänzerin werden. Sie träumt von einem warmen Land mit Sonne. Tito ist ein stiller Junge, der gerne Geige spielt.
„Inspiriert von der Camp-Ästhetik amerikanischer Underground-Filme zelebriert Elfi Mikesch in ihrem Dokumentarfilm ohne Furcht vor Pathos und Schwulst die „kleinen Fluchten“ eines Teenagers aus der Enge und den Routinen des Alltags. Auf Augenhöhe mit ihrer Protagonistin entwickelt sie auf der Bild- wie auf der Tonebene ihres Films die Vision einer „tropischen“ Gegenwelt zur tristen Unwirtlichkeit der Westberliner Gropiusstadt. Darin erscheinen die in den kleinbürgerlichen Wohnzimmern herrschenden Lebensverhältnisse mit einem Mal veränderbar.“ Berlinale
Elfi Mikesch, geb. 1940, realisiert seit 1976 eigene Spiel- und Dokumentarfilme. Als Kamerafrau war sie für renommierte Regisseur_innen wie Werner Schroeter, Rosa von Praunheim, Monika Treut und Harald Bergmann tätig.
„Ich denke oft an Hawaii“ lief auch in der Retrospektive „Selbstbestimmt. Perspektiven von Filmemacherinnen“ auf der diesjährigen Berlinale.