Il Divo – Der Göttliche
Il Divo – Der Göttliche Still

„Beelzebub“, „der Teufel persönlich“, „schwarzer Papst“, „der Bucklige“ oder auch „Il Divo“ – Der göttliche. Eine ganze Reihe unrühmlicher Beinamen, die Giulio Andreotti gegeben wurden. Kaum eine Persönlichkeit der italienischen Politik hat das Land nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre so stark geprägt, und kaum eine Persönlichkeit ist bis heute so umstritten. In jeder Regierung, die die „Democrazia Cristiana“ in der Zeit stellte, besaß er einen Posten. „Es gibt nichts in der italienischen Geschichte, für das ich nicht verantwortlich gemacht werde. Vielleicht mt Ausnahme der Punischen Kriege [2. Jahrhundert vor Christus], damals war ich noch zu jung“ ist eines der Zitate, die ihm zugeschrieben werden. Die Polit-Satire behandelt Andreottis siebte und letzte Amtszeit als italienischer Ministerpräsident Anfang der 1990er Jahre, zu deren Ende das italienische Parteiensystem, wie es seit Ende des Zweiten Weltkriegs bestand, aufgrund zahlreicher Korruptions- und Mafia-Skandale zusammenbrach und den Weg für Silvio Berlusconi und dessen Populismus ebnete.

„Il divo“ ist der Film, mit dem Paolo Sorrentino zum bekanntesten Regisseur des zeitgenössischen italienischen Kinos aufstieg, bevor er nur wenige Jahre später für „La grande bellezza – Die große Schönheit“ einen Oscar erhalten sollte. Sein Stammschauspieler Toni Servillo, der für seine Darstellung den Europäischen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller erhielt, verkörpert den unscheinbar, distanziert wirkenden Politiker mit viel Understatement, das dessen lakonische Bemerkungen nur noch bissiger erscheinen lässt. Ein Machiavellist, dessen Ziel es ist, nichts dem Zufall zu überlassen und stets eine Fassade der absoluten Kontrolle über alles und jeden um sich herum zu bewahren: „Wenn ich in die Kirche gehe, spreche ich nicht mit Gott, nur mit dem Priester, denn Gott geht nicht wählen.“

(Textverantwortlicher: JR)