Kaltblütig
Kaltblütig Still

Der wohl erste richtige True-Crime-Film und zugleich bereits ein Höhepunkt. Basierend auf dem gleichnamigen Tatsachenroman von Truman Capote, mit dem er Wegbereiter des „New Journalism“ war, wird ein aufsehenerregendes Verbrechen erzählt, das sich 1959 im US-Bundesstaat Kansas ereignete. Von der Planung des Überfalls, dem gescheiterten Raub, dem Mord, über die Fahndung und die Gerichtsverhandlung bis hin zum Urteil wird der Fall detailliert rekonstruiert.

Richard Brooks, der sich zum Ende der Studio-Ära einen Namen für Literaturverfilmungen gemacht hat („Elmer Gantry“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“), hat sich größtmögliche Authentizität gewünscht und sich dazu entschieden, an den Originalschauplätzen in Kansas zu drehen. Etwas, das für die damalige Zeit – so weit entfernt von Hollywood –, äußerst unüblich gewesen ist. Dass er so weit gegangen ist, nicht nur die Hauptrollen mit möglichst ähnlich aussehenden, unbekannten Schauspielern zu besetzen und die echten Geschworenen zu casten, sondern auch an dem Ort des Verbrechens selbst zu drehen, dürfte die ethische Frage aufwerfen, wie weit man Fiktion an die Realität heranholen darf.

Nach dem Western-Klassiker „Die gefürchteten Vier“ war dies der zweite Film, den Brooks mit der Kamera-Legende Conrad L. Hall gedreht hat, von dem wir vor Kurzem „Der Unbeugsame“ im Offkino gezeigt haben. Obendrein steuerte der berühmte Komponist und Musikproduzent Quincy Jones die Filmmusik bei. Der Lohn für die „kongeniale Verfilmung, im Doku-Stil und mit komplexen Rückblenden“ (Cinema) waren vier Oscar-Nominierungen in den Kategorien Kamera, Filmmusik, adaptiertes Drehbuch und Regie.

(Textverantwortlich: JR)