Play
Play Still

Vorfilm:
Rosaura, Regie: Lothar Barke (DDR 1978, 6 Min., DCP, Animation / Szenarium: Juan Forch, unter Verwendung von Illustrationen von Hernando Léon)
Rosaura ist ein Symbol für den kämpfenden, immer vorwärts strebenden Menschen. Es soll deutlich werden, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist, auch wenn der Einzelne müde wird und stirbt.“
DEFA-Stiftung, zitiert nach: „Die Trick-Fabrik. DEFA-Animationsfilme 1955-1990“

Hauptfilm:
Play

Die sommerliche Hauptstadt Chiles und die zweidimensionale Welt der Videospiele – beide treffen sie aufeinander bei “Play“. Das farbensatte Langfilmdebüt Alicia Schersons ist eine dramatische Komödie, die mal Töne melancholischer Lakonie anschlägt, mal in verspieltem Surrealismus schwelgt und uns eine Protagonistin präsentiert, die völlig neu war im chilenischen Kino der Nuller Jahre.
Cristina (Viviana Herrera), eine junge Mapuche aus dem Süden Chiles, arbeitet als Pflegerin für einen älteren weißen Mann. Cristina ist etwas einsam, verfügt jedoch über umso mehr Fantasie und verbringt ihre Freizeit bevorzugt an der Spielkonsole („Streetfighter II“) oder mit endlosen Streifzügen durch Santiago, wobei ihr Kopfhörer ihren eigenen Soundtrack liefern. Als sie in einer Mülltonne eine Aktentasche entdeckt, macht sie den Besitzer (Andrés Ulloa) ausfindig und heftet sich obsessiv an seine Fersen. Dass der – ein europäischstämmiger Anfangsdreißiger namens Tristán aus dem noblen Vorort Las Condes – seine Stalkerin erst einmal gar nicht bemerkt, mag zum einen daran liegen, dass die beiden in der sozial stratifizierten Gesellschaft Chiles Welten trennen. Daneben hat er gerade erst Job und Freundin verloren, wurde beklaut (die Aktentasche) und schickt sich nun an, wieder bei seiner mondänen Mutter einzuziehen, obwohl die inzwischen mit einem Zauberkünstler zusammenlebt, dem das gar nicht passt.

Alejandro Eduarte (Harvard Film Archive) schreibt über Schersons Protagonistin: “As her journey of desire takes her through the construction sites, homes, malls, gardens and lush parks of Santiago, Cristina’s journey becomes a topographical, as well as an affective, odyssey. Tristán’s interest in an older, wealthier woman allows Cristina to express her own buried desire, and her emotions become aligned with the city’s texture and technology […]. The film’s tonal registers are wry and wistful in equal measure, and it also poses questions about indigeneity and class, as Cristina navigates racialization and labor issues alongside her hope of love.

“Play” wurde für etliche Preise nominiert und erhielt folgende Auszeichnungen: Karlovy Vary 2006: Independent Camera, Tribeca 2005 sowie Skip City Int’l D-City Festival, Kawaguchi 2006: Beste Nachwuchsregie; Three Continents Nantes 2005: Publikumspreis, Montréal: Glauber Rocha-Preis und Indie Lisboa 2006: Großer Preis der Stadt Lissabon.

(Textverantwortliche: AR)

( ̿–ᆺ ̿–)