Algier, 1957: Seit drei Jahren strebt die FLN die Unabhängigkeit Algeriens von der Kolonialmacht Frankreich an. Beide Seiten agieren dabei äußerst brutal: Während die FLN zum Erreichen ihrer Ziele „Verräter“ ermorden lässt und Terroranschläge im französischen Viertel Algiers verübt, foltert die französische Armee Verdächtige, um an Informationen zu kommen. In den verwinkelten Gassen der Altstadt von Algier, der Kasbah, versucht eine von Colonel Mathieu (Jean Martin) befehligte Einheit der französischen Armee einen der Köpfe des algerischen Widerstands zu finden: Ali la Pointe (Brahim Hadjadj).
Algerien erlangte 1962 die Unabhängigkeit. „Schlacht um Algier“ gilt heute als Klassiker des postkolonialen Kinos. Ungeschönt stellt er die Gewalt der FLN, als auch die Foltermethoden der französischen Armee dar, die im Zuge der „französischen Doktrin“ entwickelt wurden und als Vorlage der Foltermethoden der CIA und der lateinamerikanischen Militärdiktaturen in den 1970er und 1980er dienten.
„Neue Wege des Dokumentarfilms ging der Italiener Gillo Pontecorvo mit der ,Schlacht von Algier‘. Pontecorvo, studierter Chemiker und Journalist, rekonstruierte die grausamen Kämpfe zwischen Massus Paras und den Kasbah-Bewohnern, mit Massenszenen, Terror und Folterungen. Pontecorvo wiederholte die Vorgänge veristisch und historisch genau. Er engagierte Laien, die an den Kämpfen teilgenommen hatten, und der Algerier Yacef Saadi, einst Organisator des Kasbah-Aufstands, spielte sich nochmals selbst. Mit zuweilen verwackelter Kamera suggeriert Pontecorvo auch formal Cinema verité. Die französische Delegation hatte vergebens versucht, den Film aus dem Festival-Programm zu boxen; aus Protest blieb sie der Aufführung fern.“ Der Spiegel (1966)
(Textverantwortlicher: JR)