Im ländlichen Louisiana der frühen sechziger Jahre fristet die alternde, unverheiratete Charlotte Hollis (Bette Davis) trotz aller Privilegien ihrer Hautfarbe, Herkunft und ihres Vermögens ein tristes Dasein: Verhöhnt und gefürchtet in ihrem Heimatort, lebt sie im stattlichen Familiensitz als Gefangene ihrer düsteren Vergangenheit – trotz fürsorglicher Dienste der treuen Haushälterin Velma (Agnes Moorehead). Denn ungeachtet ihres wehrhaften und stolzen Auftretens quälten Charlotte zeitlebens diffuse Schuldgefühle. Als junge Frau wurde ihr Plan, mit dem verheirateten John Mayhew am Abend ihres Debütantinnenballs durchzubrennen, durch dessen grausige Ermordung zunichte gemacht. Charlotte, die die Leiche fand, stand damals unter Schock und konnte sich an Einzelheiten nicht mehr erinnern; ihr standesbewusster Vater hatte wenig später Selbstmord begangen. Als zu allem Unglück auch noch ihr geliebtes Haus wegen Straßenbauarbeiten abgerissen werden soll, ruft Charlotte ihre weltgewandte Cousine Miriam (die kürzlich verstorbene Hollywood-Veteranin Olivia de Havilland) zur Hilfe. Wird es Charlotte zusammen mit ihrer Gefährtin aus Jugendtagen gelingen, das Geheimnis um Mayhews Tod zu lüften und sich aus den Fesseln der Vergangenheit zu befreien?
Zwei Jahre nach ihrem Comeback in „What Ever Happened to Baby Jane?“ (Offkino-Spieltermin vom September 2019) und wieder unter der Regie Robert Aldrichs, glänzt Bette Davis hier in einer weiteren berühmt-berüchtigten Altersrolle und als Teil eines umwerfenden Ensembles. „Hush, Hush, Sweet Charlotte“ wurde für sieben Academy Awards nominiert; außerdem erhielt Agnes Moorehead einen Golden Globe (Beste Nebendarstellerin) und das Drehbuch (Henry Farrell, Lukas Heller) den Edgar Allan Poe-Award. Dabei war der Film ob seiner für die Zeit ungewöhnlich drastischen Schockeffekte nicht unumstritten. Der „Evangelische Filmbeobachter“ fällte gar das vernichtende Urteil: „Von Komplexen, Wahnvorstellungen und Rachegelüsten getriebene Kranke entfesseln ein an Anormalitäten [sic] reiches Spiel, das nur noch Abscheu hervorruft. Auch Erwachsenen abzuraten.“ Wir hingegen raten dem geneigten Publikum, alle Warnungen in den Wind zu schlagen und empfehlen dieses höchst vergnügliche Southern Gothic-Gruseldrama in der englischsprachigen Originalfassung!